Sonntag, 22. März 2015

mit Einschränkung abgelaufen ...

so wäre die Kurzform zum lange ersehnten Frühjahresevent 6-h-Lauf in Rotenburg an der Fulda. Aber das wäre nicht ganz Richtig :-)

Lange habe ich darauf hingearbeitet.
Einen Plan gemacht.
Ihn eingehalten.
Mit allen Höhen und Tiefen.
Krank.
Beruflichen Stress.
Familiären Stress

Am Meisten hat mich die Woche Krank zurück geworfen.
Hochgeholt haben mich dann alle lieben Worte der Lauffreundschaften:
das schaffst du
du bist super vorbereitet
du hast alles richtig gemacht
du kommst an

Und gerade letzteres steht für mich, wer mich kennt, überhaupt nicht zur Debatte. DNF ist keine Option. Weder beim Marathon, noch bei nem Ultra, auch nicht bei nem Volkslauf. Dann wird eher nicht gestartet.

Freitag stand das letzte Training auf dem Plan: letztes warmup mit +Michael Kloß 
Ich freute mich schon seit Montag, dass er erst zu uns kommen wollte und wir gemeinsam die Joggingrunde vor meiner Haustür drehen wollten.
Lockere 10 km und anschließend zur bereits erwähnten PPP



Wie immer gibt es die Runde bei Klick aufs Bild.
Das allerbeste war der Spruch unseres Sohnes, als wir zur Tür raus kamen: "Da hat die Mama euch aber chic gemacht!"
Ich hab mich fast nass gemacht :-)



Ist ja auch süß :-))

Der Gnü hatte in der Mittagspause bereits vorgekocht und so stand dem Carbo-Loading nach unserem Lauf nichts im Weg. Es gab Kidneybohnen ala Afrika.

Hier das Rezept für 2-3 Personen:

5–6 Toma­ten
1 Dose Kidneybohnen
2 Zwie­beln
1 EL Son­nen­blu­menöl zum anbraten
1 EL Erdnussbutter
2 TL Sam­bal Oelek
1 TL Kumin (=Kreuzkümmel)
3 Knob­lauch­ze­hen
150 g Basmatireis
Salz, Pfef­fer

Den Reis kochen. Die Toma­ten gut waschen und in grobe Wür­fel schnei­den. Die Zwie­bel und den Knob­lauch (sepa­rat) fein hacken.
Das Öl in einer Pfanne erhit­zen und die Zwie­beln gla­sig düns­ten. Die Toma­ten hin­zu­fü­gen und das ganze bei mitt­le­rer Hitze ca. 5 Minu­ten „ein­kö­cheln“ lassen.
Jetzt den Kreuz­küm­mel, den Knob­lauch, das Sam­bal Oelek und natür­lich die Boh­nen hin­zu­fü­gen. Die Tem­pe­ra­tur noch­mal etwas hoch­fah­ren und die Erd­nuss­but­ter hin­zu­ge­ben. Das Ganze noch wei­tere 2–3 Minu­ten bei mitt­le­rer Hitze köcheln las­sen. Mit Salz und Pfef­fer abschmecken.


Sehr lecker wars und so hatten wir einen wunderbaren Abend mit den üblichen Gesprächen vor einem Wettkampf.

Irgendwann brach Michael nach Rotenburg auf und ich machte mich in die Heija, denn der Wecker sollte 6:00 Uhr zum Frühsport tröten :-)

Sonnabend startete erstaunlich gut ausgeschlafen mit meinem Powermüsli.


Und um die Fragen aller Fragen vorn weg zu beantworten; ja! Man kann das essen :-)

1 reife Banane zerdrücken
1 handvoll Cranberries
4-6 Löffel Haferflocken
Soja-Reis-Milch
2 EL Chia
2 EL Hanfeiweiß
über Nacht quellen lassen
Guten Appetit :-)

7:10 Uhr saß der Gnü im Space Shuttle auf dem Weg nach Rotenburg an der Fulda. Und wie Michael in der Woche mal meinte:  die 53 km könnte man auch Laufen :-)

8:20 Uhr Landung und ab in die Jugendherberge. Hier sollten die Unterlagen ausgegeben werden, Duschen und Umkleiden waren hier organisiert und das Beste, was ich bis her noch nie erlebt habe: ein gemeinsames Abschlussessen :-)
Ja! Das Carbo-Loading fand hier abschließend statt. Tolle Idee und wie +Eduard Andrae in seinem Bericht vom 6-Stunden-Lauf in Münster schrieb, eine super Gelegenheit zum Schw...vergleich :-)

Aber davor stand natürlich erst einmal ein hartes Stück Arbeit in Form von 6 Stunden Kreis-Laufen auf dem Plan.
1145 Meter pro Runde durch den Schlosspark. Und das vom Ton der Fanfare 10:00 Uhr bis zum erneuten (erlösenden) Ton um 16:00 Uhr.
Wir deponierten unsere Eigenverpflegung auf einer der vielen Parkbänke und die Meldung aus der Homeoffice mit Schnee lies nur Hoffen übrig, uns zu verschonen.


Auch wenn meine treu um mich besorgte Margitta der Meinung war, das sei bei 6h nicht notwendig, so ist es doch der Strohhalm, an den man sich notfalls klammern kann.
Auf das sonst übliche Einlaufen verzichteten wir, da dafür schließlich noch 6 h Zeit war :-)



Und wer da einen wild wuseligen Haufen erwartet, der sei eines Bessern belehrt: 72 Starter sprechen sich die üblichen Aufmunterungen zu, lachen, wünschen sich Erfolg und nen guten Lauf und dann macht es recht unspektakulär "Trööööt" und die Menge setzt sich in Bewegung und der Himmel öffnet seine Schleusen :-(

Alt und Jung, Draht und wohl beleibt fängt an seine Rille in den Asphalt zu trampeln. Denn den gab es fast ausschließlich auf der gesamten Strecke durch den Schlosspark und entlang der Fulda, bevor es einen seeehr kleinen Anstieg gab, den einige als Vorbereitung auf den Rennsteig werteten und anderen, darunter auch mir, nach 5 Stunden wie der Mount Everest vorkommen sollten :-(

Einzige halsbrecherische Stelle gab es im Bereich unserer Labestation:


Auf den Steinen war es sehr rutschig was, wie sich später herausstellen sollte,  für einen Läufer mit Sturz besiegelt wurde.

Ja. Was kann man zum Lauf selbst sagen?
Nichts!
Das muss man selbst erlebt haben.
Die Höhen und Tiefen muss man selbst durchleiden :-(

Ja. Leiden sind auch dabei! Mein Leiden kam bei Stunde 3.
Luft weg. Wie, als ob einer den Brustkorb zusammen geschnürt hätte.
Der Park und die nebenan fließende Fulda machen der Suunto arg zu schaffen, ein konstanten Wert in der Pace zu errechnen. Diese schwankte von 4:35 bis 6:30 min/km, obwohl man vom Gefühl her sehr konstant lief.
Nach 37 Runden bekam ich dann auch noch mein "Marathonfähnchen" in die Hand gedrückt. Ich hatte also die 42,195 km bereits "erlaufen".
Michael hatte ich hinter mit gelassen. Er war kurz raus, um an der Eigenverpflegung Nachschub zu fassen.
Mit meinem Fähnchen in der Hand und Stolz wie Bolle bog ich hinter dem Orga-Zelt ins Dixi ab und von da an war es dann endgültig vorbei :-(
Ich kam nicht mehr in Schritt und Michael hatte mich still und heimlich überholt, wie sich später zeigen sollte.
Bis Stunde 4 hielt dieser Kackzustand. Michael war immer mal in Sichtweite und ich dachte er sei gleich auf :-(

Bis Stunde 5 kamen leider zu häufige Gehpausen dazwischen, aber der Zustand mit der Luft hatte sich gebessert, dafür meldete sich mein Sprunggelenk. Sachte und nicht der Rede wert, aber eben spürbar. Irgendwas ist ja immer :-(
Den kleinen Anstieg erachtete ich inzwischen auch als unbezwingbares Hindernis und nahm die 20 Meter gern als Gehpause.

Dann kommt der Zustand, wie ich ihn auch schon in Remscheid beim Röntgenlauf erlebt habe: ein Zustand von Trance. Gibt es wirklich. Die letzte Stunde ist ein Lauf ohne Wahrnehmung deines Umfeldes. Du setzt nur noch einen Fuß vor den anderen. Die Uhr ist völlig überflüssig, die Kälte, die dir vorher an den Nieren hochgezogen ist, der Nieselregen, die kalten Schultern, das alles kommt erst alles viel später.
Du läufst und läufst und läufst.

Im Orga-Zelt hat die Mannschaft auch schon lange gewechselt und ein bekanntes Gesicht aus vielen meiner Nordhessencup-Serien-Läufen zählte die Runden. Neben ihr sitzt Armin Hast, der mir zuruft, ob mein Pokal angekommen sei. Kurzes Grübeln? Ja klar! Besten Dank noch mal.

Dann ist es fast geschafft. Die Wettkampfuhr am Orga-Zelt zeigt 5:45 Stunden. Automatisch suche ich mir mein Fähnchen mit meiner Startnummer, denn wenn die Tröte trötet ist es vorbei und du stellst dein Fähnchen auf und dein Ergebnis wird vermessen. Und wie viele Runden ich noch schaffe, weiß ich nicht. Theoretisch noch 3. Armin ruft mir zu: "du kommst noch öfter vorbei!"
Aber es ist mein Strohhalm, an den ich mich nun klammer. So doof wie es klingen mag. Aber dieser Holzstock mit meinem Geburtsjahr ist mein Staffelstab :-)
Ich werde ihn ins Ziel tragen. Denn was soll denn nach 5:50 Stunden noch passieren bei der Startnummer :-) Meine Geburtsjahr ist auch meine Startnummer. Und auch Michael hat die beste Nummer abgegriffen: 13! Meine Glücksnummer von der Müritz. Also was sollte uns den passieren?

Und dann. Endlich! Das langersehne "Trööööt". 

Stopp. Aus. Vorbei. Stehen bleiben. Geschafft. Fähnchen in den Boden und zurück zur Labestation.


Auch Michael kommt überglücklich angetrabt und bringt mir ein Weizen mit. Wir fallen uns in die Arme. Schulterklopfen, Glückwunsch. Starke Leistung. Ergebnis? Egal. Wir haben es geschafft! Tränchen.

Wir packen unseren Krempel zusammen und machen uns auf den Weg zur Dusche.
Anstehen und irgendwann hatte ich die nassen kalten Klamotten gegen warme frische, trockene getauscht und machte mich auf den Weg zum Speisesaal.

An der Tür hingen die Ergebnisse und mich traf fast der Schlag:
3. Platz in der AK45
6. Platz der Männer und Gesamt
66,783 km
Unfassbar, die Platzierung und doch etwas enttäuscht von der Kilometerleistung. Denn das Training zielte ganz klar auf 7x ab. 
Heute völlig egal, denn gemacht ist gemacht :-)


Der 2. Schlag kam, als ich Michaels Ergebnisse las:
1. Platz in der AK50
5. Platz der Männer und Gesamt 
68,55 km

Leute, waren wir Happy und so gut war eine Pastaparty noch nie :-)
Die Küche der Jugendherberge hatte sehr lecker gekocht:
Tomatensuppe
Salat
Nudeln mit vegetarischer Soße oder mit Gulasch.

Lecker war es und die Siegerehrung fand somit in würdigem Rahmen statt, da alle noch da waren und sich die Veranstaltung nicht gleich, wie sonst üblich, in Luft auflöste.



Irgendwann muss aber auch der schönste Tag zu ende gehen. Michael machte sich auf den Weg ins Hotel und ich mich auf dem Heimweg.

Fazit:
es hat sich gelohnt!
Wäre es ohne Erkältung besser gelaufen?
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht!
Egal. Denn der Weg ist das Ziel. Und: wer sich bewegt, bewegt was!

Wie geht es weiter?
12 Stunden?
24 Stunden?
Kann ich mir heute noch nicht vorstellen, aber vor 3 Jahren hätte ich auch nie gedacht weiter als 42,195 km zu laufen. Und vor 5 noch nicht mal die :-)

So gehts in 20 Tagen zum Bilstein-Ultra am Hohen Meißner und die nächste Woche gibt es die Pflege der Beinchen. Denn bald geht es wieder los ...


Vielen Dank an alle, die an mich geglaubt haben, die meinen Weg verfolgen, die meinem Weg folgen, den ich Ansporn sein darf, eure lieben Worte, eure Motivation, das alles zu erreichen.
Ihr seid dufte!!!

Ich verbleibe mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü

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