Sonntag, 31. August 2014

Zweifel und Euphorie ...

und die liegen ganz nah bei einander!

Das ist nun das vorläufige Ende der Abenteuerreise zum 1. Ultra-Marathon des Gnü aus Zü an die Müritz.

Bevor ich meine Gedanken zum Ziel der 8-wöchigen Vorbereitung in Bits und Bytes hacke, möchte ich allen, die mich auf dem Weg begleitet haben, Danke sagen:
Es ist eure Zeit, die ihr mit dem Lesen meines Blog verbringt, und dafür euer Training hinten anstellt. Es ist vielleicht auch so, dass der Eine oder Andere (hier ist auch die weibliche Form gemeint, wenn auch nicht explizit angesprochen) den Einen oder Anderen Tipp heraus zieht, und sei es meine Packliste, die euch ein klein wenig Sicherheit für euer erstes großes eigenes Abenteuer gibt :-)
Denn egal, wie oft und wie viele Wettkämpfe du läufst oder gelaufen bist, ein Abenteuer ist es auf jeden Fall.

Und mein Abenteuer war für dieses Jahr der Müritz Lauf in Mecklenburg Vorpommern.

Zum Post-Titel. Zweifel? Oh ja. Ganz viele.
Verletzungsbedingte Pause, endlose Diskussionen zu Hause, Kopfschütteln von Freunden, Nachbarn und Kollegen.
Alles nicht Gesund, das ist nicht normal, du spinnst ... ectpp.

Unterstützung?
Ja. Auch die gab es. Zu großem Anteil aus der virtuellen Welt. Wobei die Community so virtuell ja nicht mehr ist.
Viele haben sich persönlich getroffen. Mit einigen telefoniere ich hin und wieder und die Hangouts sind natürlich auch immer eine starke Motivationsquelle. Ich danke euch allen sehr dafür.

Viele haben mir Mut zugesprochen:
  • während meiner Verletzungspause
  • haben meine fast fanatischen Radtouren kommentiert
  • sich mit mir gefreut, als ich endlich wieder Laufen konnte
  • haben sich mit mir über das Ergebnis des ersten Laufes gefreut und sicher auch mit mir auf den Lauf hingefiebert

IHR SEID EINE DUFTE TRUPPE! DANKE, DASS ES EUCH GIBT!

Die letze Woche der Vorbereitung soll vergessen sein, denn sie gehört wie die meisten zu den deutlichen Trainingsumfangreduzierungen, wobei so viel brauchte ich ja nicht reduzieren :-)
45 km sind nun wirklich nicht der Hammer und ließen die Zweifel nicht weniger werden.

Am Mittwoch war es dann endlich so weit, die Kisten zu packen und natürlich auch die Koffer für den anschließenden Urlaub, zum ersten Mal allein und ohne Kinder.



Was ich allerdings gestehen muss, es ging ohne Packliste :-))

Donnerstag Aufbruch nach dem Frühstück und Verabschiedung von den Kids und Mama und Papa waren auf dem Weg nach Mecklenburg Vorpommern.
Sind wir zwar in einem anderen Wirtschaftssystem aufgewachsen, haben wir inzwischen die 2. Hälfte unseres bisherigen Lebens in einem anderen ganz gut gemeistert und der Ostteil der Republik spielte in der Urlaubsplanung keine Rolle. Nicht weil wir nicht dahin wöllten, eher weil Holland näher dran ist :-)
So bot sich die Verbindung des Müritz-Laufs mit einem Urlaub an der Ostsee an.

Der Weg nach Waren gestaltete sich auf Grund der Fahrt mitten in der Woche recht entspannt, so dass wir einen Abstecher nach Stendal, der Geburtsstadt meiner lieben Frau, machten. Über den spontanen Abstecher hat sie sich sehr gefreut und wir genossen die Zeit, um über den Marktplatz zum Roland zu schlendern. Der war leider wegen Umbau des selbigen abwesend :-(



Einen Kaffee genossen wir trotz der Baustelle.

Weiter ging die Fahrt nach Waren und die 190 km ließen langsam Unmut aufkommen, denn überwiegend hieß die Strecke Landstraße.
Inzwischen informierte ich mal vorsichtshalber die Gastwirte des Altstadthotel "Zur goldenen Kugel" in Waren, das wir auf dem Weg seien.

Ankunft 18:00 Uhr und Parkplatz mit der Nummer 13 bekommen. Na wenn das kein Zeichen ist :-)
Denn auch meine Startnummer für den Müritz-Lauf wird die 13 sein. Abergläubisch darfst du dann nicht sein.

Wir genossen das kleine, liebevoll renovierte Städtchen an der Müritz und ließen uns in den ausreichend vorhandenen Restaurants am Alten Stadthafen verwöhnen.
Den Freitag nutzen wir zum ausgiebigen Stadtbummel durch die kleinen Boutiquen und Geschäfte und machten uns dann am Nachmittag auf den Weg, die Startunterlagen abzuholen.
Das feine an so kleinen Städtchen ist ja, dass ich das Auto stehen lassen kann. Ich genieße die autofarhfreie Zeit und auch meine Frau ist ja gern zu Fuß unterwegs. Ohne Maps, Karte oder Kompass suchten wir das Bahnhofshotel und machten das, was leider aus der Mode gekommen scheint: wir nutzen unseren Mund und fragten nach dem Weg! Wat altbacken, aber es geht :-)

Unterlagen empfangen und leider festgestellt, dass die vielen fleißigen Helfer für dieses Event alle jenseits der 60 zu seien scheinen. Was wird, wenn die nicht mehr können? Wo ist der Nachwuchs? Wo ist die Jugend? Das sollte uns nachdenklich stimmen, denn solche Veranstaltungen sind nur mit den vielen fleißigen Helfern möglich.
Wir laufen nur und gehen unserem Hobby nach. Ihr opfert eure Freizeit und ermöglicht uns mit eurem, oft ehrenamtlichen Einsatz, unserem Splin nach zu laufen: Weiter, schneller, länger ...
Vielen Dank noch mal an der Stelle dafür, auch wenn ich dies schon mal getan habe.

Am Abend trafen wir uns beim Italiener zum letzen Carbo-Tanken mit Thomas, Max und André im Stadthafen und wie immer bei solchen Treffen wird über das vergangene Training gesprochen, die gesteckten Ziele und mögliche Gründe für einen Misserfolge schon mal vorab prognostiziert. Und meine liebe Frau hat das alles tapfer ertragen :-)
Was sie aber wieder einmal feststellen musst: der Umgang in der Szene ist immer ein sehr respektvoller und freundschaftlicher, selbst beim allerersten zusammentreffen.
Ich sag mal so: vielleicht liegt es daran, dass die Teilnehmerzahl in der Szene einfach sehr klein ist; man kann das Starterfeld mit Handschlag persönlich begrüßen.
2014 starteten in Waren 130 Starter, davon 18 Frauen mit 17 Zieleinläufen und 112 Männer mit 100 Finisher.

Nach einem lecker Nudelessen und einem letzen Glas Wein machten sich die 3 auf den Weg in die Gemeinschaftsunterkunft und meine Frau und ich auf den Weg ins Hotel.
Ich mischte mein Powermüsli, bestehend aus Soja-Reis-Milch, Haferflocken, Chia-Samen, Agavendicksaft und Birne zusammen und traf die letzten Vorbereitungen, in Erwartung auf eine letzte unruhige Nacht.


Die vielen Hinweise erfahrener Ultra-Läufer haben auch mir inzwischen die eine oder andere Blase erspart :-)















8:00 Uhr Start der Ultramarathonis hieß 7:30 Uhr treffen mit Guido.
Guido hatte sich sehr früh als meine Fahrradbegleitung angeboten, worüber ich mich sehr freute und heute, eine Woche später sehr dankbar bin, denn ob ich ohne seine Unterstützung gefinisht hätte ...

Pünktlich traf er ein und entgegen erster Abmachung trafen wir uns direkt im Hafen.
Ein herzliches Hallo, denn das letzte persönliche Treffen war ja schon einige Tage her.




Mit Thomas, Max und André war die Runde komplett und letzte Worte wurden gewechselt. Max und André sind schließlich die erfahrensten unter uns. Guido und Thomas, der Radbegleiter von Max, positionierten sich am Rand des Startbereiches und wir Läufer uns in der recht überschaubaren Truppe, die die morgenliche Frische an der Müritz durch Jacken, Tüten oder umsichschlagen abwehrten. Es war schließlich 1-stellig. Brrr.

Am Start
Nach kurzer Ansprach des Bürgermeisters, der natürlich auch lief, allerdings nicht die 75 km, fiel der Startschuss. Und was soll ich sagen?

Kein gedrängel, kein geschubbse, keine Hektik. Im Gegenteil; entspanntes lockeres lostraben, jeder schien von Beginn an seine Position im Feld zu kennen. Neue Erfahrung und macht Lust auf mehr :-)

Wir verließen Waren in südlicher Richtung als erstes großes Ziel Rechlin. Die Streckeninfo lies mich an meinem großen Ziel schon zweifeln. 75% Asphalt. War die Wahl des ersten Ultras richtig? Bin ich in den letzten langen Läufen doch des Öfteren unsanft darauf hin gewiesen worden, dass das nicht mein Untergrund ist.
Ich hatte als Schuh eigentlich den Brooks Cadance oder den Salomon Sense Mantra geplant. Margitta riet allerdings von Minimal ab, was ich heute als sehr guten Tipp bewerte. So entschied ich mich für den Brooks Defyance7 und das war auch gut so.

Für die Müritz-Umrundung wird extra der Nationalpark freigegeben und so läuft man den Großteil der Strecke weit ab von Straßen und Verkehr, was für die Läufer sicher toll ist, allerdings den Radbeleitern einiges abverlangt. Und von denen gab es doch mehr, als ich erwartet hatte.

Und ganz ehrlich: ich glaube die Meisten waren sich nicht bewusst, auf was sie sich eingelassen hatten. Ich fahre ja auch viel Rad, aber 7 Stunden im Schneckentempo sind ne Nummer. 135 km in 5 Stunden bedeuten Anstrengung und Treten. Aber bei 10 km/h sitzt du fest und ständig im Sattel.

Auf den Anfangskilometern fiel das sprechen noch sehr leicht und bei einer Geschwindigkeit von deutlich unter 5:20 min/km war ich schneller unterwegs, als ich geplant hatte. Das ich das bis zum Ende nicht halten werde war mir bewusst, aber die fehlenden nordhessischen Berge machten den Lauf unbeschwert.
Was aber eine harte Nuss war: laaaange geraden mit laaaangsamen Anstiegen und Gegenwind :-(

Die Unterhaltung zwischen Guido und mir drehte sich erwartungsgemäß um alles mögliche: Kinder, Arbeit, Investitionen in Haus und Hof und natürlich unsere Community. Und die sollte gerade auf den letzten km meine Rettung werden.



Nach 10 km erreichten wir bereits die erste Verpflegungsstelle in Schwarzenhof und mit Melonen, Bananen, Äpfel und Schokolade waren alle Stationen perfekt ausgestattet. An den nächsten Punkten kam noch Salz dazu und viele hatten aus dem eigenen Geldbeutel Schwämme und Wassereimer zur Erfrischung für uns bereitgestellt. Danke dafür, denn erfrischen bei 11° bis zu maximal erwarteten 18° war zwar nicht zwingend notwendig, ist aber eine willkommene Abwechslung und prima Ausrede um stehen zu bleiben :-)

Guido nutzte die Runde um die Müritz, um seinem 2. Hobby, dem Geocachen, zu frönen und so holte er sich heute seinen 555 Cache :-)


verrückte Verstecke :-)
Und noch was war verrückt:


Die langgezogenen betonplattenbelegten Geraden, wo dir das Ziel nicht näher zu kommen scheint :-(
Wir kamen nach Rechlin und zum ersten Mal wieder in Zivilisation. Auch wenn an der Strecke sich niemand für uns zu interessieren schien, wir wurden meist gar nicht wahrgenommen, war es schön, in die an die Müritz angrenzenden Städte zu kommen, boten sie doch eine gelungene Abwechslung zur Öde des Plattenweges ;-)

Kurz hinter Rechlin haben wir bereits eine Distanz erreicht, die andere als unvorstellbar bezeichnen und auch ich muss gestehen einen Anflug von Freude verspürt zu haben als dieses Schild am Wegesrand stand:

noch 40 km
Was dir da so alles durch den Kopf geht! Bereits 3 Stunden bist du einfach nur gelaufen, noch ein langer Lauf, nicht mal ein Marathon, der vor dir liegt und noch lachst du darüber :-)

Weiter ging es auf die nächste Stadt Röbel zu. Entlang der Müritz war auch das eine willkommene Abwechslung und die Nähe zum See gab den Blick auf selbigen frei.



Immer häufiger nutze ich die Gelegenheit stehen bleiben zu dürfen, verschwieg das aber noch, obwohl die Anstrengung schon im Gesicht zu lesen ist.

Kurz vor Röbel liefen wir auf der Straße ohne Absperrung mit Autos neben uns auf die Stadt zu und ein weiteres Schild wies uns auf verbleibende 30 km hin. 

noch 30 km

in Röbel
Juhu, das ist weniger als der letzte lange Lauf in der Vorbereitung, denkst du und gehst im Kopf die Strecke durch, die du da gelaufen bist. Stehen bleiben! Einfach stehen bleiben, ist der Wunsch der Stunde. Und der wird noch stärker werden!

In Röbel ein weiterer Verpflegungspunkt und Staffelwechsel, was für reges Treiben sorgt und meine Stimmung aufmuntert.

V-Punkt

Stärkung
Inzwischen wurden die Gespräche mit Guido auch einsilbiger. Ich meinte zu ihm: ich will nicht unhöflich sein, aber mehr wie ja oder nein sei gerade nicht mehr drin! Er nickte ab und zeigte Verständnis. Ihm ging es mittlerweile auch nicht mehr ganz so gut am Popo. Das Sitzen und langsame Fahren strengten ihn auch an und im Stehen fahren gehe auch nicht. Sein linker Oberschenkel verkrampfte sich dabei.
Oh man, das kann ich im Leben nie wieder gut machen. Was er für mich leistet ist enorm. Ob ich das tun würde?


So locker wie es aussieht, ist es allerdings nicht :-(

und wieder Plattenweg :-(
Die Gedanken kreisten auch zu meiner Frau. Das Hotel hatte ich mittig in Waren ausgewählt, nicht weit zum Start- und Zielbereich, schließlich hat auch sie 7 Stunden zu überbrücken.
Nach dem letzten Küsschen und Hinweis am Start: Wenn es nicht geht, hörst du auf! wollte sie zurück ins Hotel, Frühstücken und noch mal durch das Städtchen. Ob alles klappt? Sie hat leider keinen Orientierungssinn und wenn ich sie in der Landschaft aussetzten würde ...
Hihi, würde ich aber nieeee tun :-)

Das Laufen fiel mir langsam immer schwerer. Noch 20 km! Klingt eigentlich nicht viel. Eigentlich. Eigentlich ist das weniger als die Haustrailrunde, und die hat immerhin 500 hm. Hier ist alles flach. Relativ flach.




Kurz vor Klink dann endlich das "nur noch 10 km-Schild". Aber die sollten alles bisher erlebte noch mal toppen.

Das letzte Foto vor dem Schloss in Klink wäre fast mein Aus gewesen, ohne Guido und die Edersee-Plauderei via Hangout.

in Klink
Ich wollte nur noch stehen bleiben und mich hinlegen. Doch Guido machte mir einen Strich durch die Rechnung und trieb mich weiter an.
Dazu nutze er unseren Hangout und postete immer wieder Bilder der Strecke und von mir. Auf den Bildern sieht es wohl noch ganz entspannt aus, aber innen drin ...
Die Beine wurden verdammt schwer, der für mich sonst übliche Schweiß war bereits bei km 50 vertrocknen und hatte an der Hose und den Kompressionsstulpen weiße Ränder hinterlassen. Ich war so dankbar, dass es an den V-Punkten Salz gab. Ich genoss die frische Melonen und die angebotenen Energy-Drinks. Auf Cola hatte ich ab km 40 verzichtet, da der Magen bereits rebellierte. Eine Mischung aus Krampf und Völlegefühl, was ich auf zu viel Trinken schob, vielleicht auch zu kalt?!
Die Nieren stellten ihre Funktion ebenfalls bereits bei 50 ein und die Hände und Finger schwollen an, was auch auf zu viel Flüssigkeit hinweisen kann.

Guido kannte aber eben kein Erbarmen und las mir eure lieben Kommentare vor. Das war so wichtig und schön und gab mir die notwendige Kraft, weiter zu machen. Denn auch wenn es vielleicht doof klingt: ich hatte ja fast jeden Lauf in der Vorbereitung mit einem Hashtag auf den Müritz-Ultra versehen, so dass es ja auch keinem mehr entgehen konnte, was ich als großes Ziel gesetzt hatte. Konnte ich euch dann denn enttäuschen? So kurz vor dem Ziel aufgeben? Nein! Auch wenn das anfängliche Tempo von 5:20 min/km, was ich insgeheim ja trainiert hatte, bereits auf 5:35 min/km geschrumpft war, musste ich immer öfter gehen und war nicht in der Lage zu Laufen.

Als ob das alles nun nicht schon anstrengend genug ist, ging es nach 70 km noch mal in den Wald. Es hieß aufpassen und nicht daneben treten, um nicht so kurz vor dem Ziel auszufallen.

Herausforderung auf den letzten km
Auch für die Radbegleiter stellte die Querfeldeinfahrt eine Herausforderung dar, denn am Ende lag ein Baumstamm quer über dem Weg und wer hier nicht aufpasst, wäre vielleicht über den Lenker abgestiegen.

Die letzten km wurden dann einzeln angezeigt, auch wenn dich das nicht mehr wirklich aufbaut. Denn ab hier tut jeder Schritt weh und ist immer wieder eine Überwindung.
Es ist weniger Schmerz in Form von körperlicher Beeinträchtigung. Es ist eher eine Müdigkeit, die dir dein Körper suggeriert, um dich zum Stehenbleiben zu bewegen und einfach die Beine auszuschalten und Ruhe zu haben. Aber es geht nicht! Die letzten km willst du packen. Du willst ins Ziel, auch wenn du von der Gegend um dich herum nichts mehr wahr nimmst.

An das letzte, was ich mich erinnern kann, ist die Überquerung der Brücke an der B192 zwischen dem Kölpinsee und der Müritz, waren meine Frau und ich doch erst gestern hier mit dem Schiff drunter durch geschippert.


Guido lächelt den Schmerz weg :-)
Und dann kam wieder Leben auf die Strecke. Wir erreichten den Ortsrand von Waren und erstes Leben. Und auf einmal war Guido weg :-(
Ich hatte in dem Moment so mit mir zu tun, dass ich das gar nicht gemerkt hatte. Erst an Hand der Bilder wird mir bewusst, das er neben mir war. Sehr seltsam!

dem Ziel nahe
In Waren wurden wir dann auf dem Radweg ins Ziel geleitet, wieder durch das Engagement von vielen fleißigen Helfern.
An jedem Wasser- und Verpflegungspunkt habe ich mich immer nett bedankt und den Helfern zugeklatscht. Guido meinte dann mal so: Du bist ja nett. Sicher doch! Gehört sich schließlich so.

Und dann kommt das Stadtzentrum immer näher. Du kannst schon die Musik hören und den Sprecher, der die Läufer vor dir begrüßt.
Jetzt ist es fast wie immer: unweigerlich schießen dir die Tränen in die Augen und du spürst, wie dir das Adrenalin ins Blut schießt und du könntest eigentlich weiterlaufen, aber eben nur eigentlich.

Vorbei an der Hafenkante, entlang der Restaurants, läufst du in den Zielbereich. Guido habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr an meiner Seite, dafür sehe ich meine Frau.
Erstaunt, ungläubig, hat sie mich noch nicht erwartet und hätte beinahe meinen Zieleinlauf verpasst, vermutete sie mich doch viel weiter hinten. Ich hielt einfach die Hand raus, sie hatte keine Chance zu widersprechen und schon riss ich sie mit mir und gemeinsam finishten wir meinen ersten Ultra.

geschafft
Unglaublich! Ich hatte es geschafft. Ich war im Ziel. Ich habe wirklich meinen ersten Ultra-Marathon erfolgreich gefinisht.

75 km MÜRITZ-LAUF - around Germany's biggest lake sind abgelaufen und das in 7:04:54 h.



Schwarz auf Weiß: 24. Platz gesamt und Platz 7 in der AK45. Unglaublich. Ich bin so happy.
Und meine Frau erst. Sie konnte es gar nicht glauben, genau so wenig, wie ich.
Ich bin durch, im Ziel, geschafft, und das an einem Stück und ohne Blessuren.
Medaille um den Hals, Schuhe aus und nur noch hinlegen, waren eins.


Und Freudentränen. Echte Freudentränen trotz 3 Wochen Laufpause und nicht optimaler Vorbereitung habe ich meinen 1. Ultra zwar nicht in der Wunschzeit, aber doch gefinisht.

Raus aus den Klamotten und was frisches angezogen und Urkunde abgeholt. Meine Frau brachte die Klamottenbeutel ins Hotel, ich genoss nach höllischen Schmerzen und Krämpfen in der linken Wade nach dem Ausziehen der Kompressionsstulpen die Massage und bedankte mich auch hier wieder für die Zauberhände.
Inzwischen ist Guido auch wieder aufgetaucht, er hatte sein Rad ins Auto gebracht und gemeinsam quatschten wir mir André und Max über die erreichten Ziele. 
Max hat sein Ziel ToppTen mit Platz 6 erreicht und auch André ist mit Platz 5 in seiner AK sehr zufrieden. So wie wir alle sehr zufrieden sein können. Schließlich können das nicht viele von sich behaupten, um Deutschlands größten See gelaufen zu sein ...

Meine Frau, Guido und ich genossen beim Italiener am Stadthafen noch einen Kaffee und er machte sich dann wieder auf den Heimweg. 
Vielen Dank hier noch mal an Martina, die dich gehen lies, die Oma, die auf eure Kids aufgepasst hat und natürlich an dich, Großer, für deine großartige Leistung, mich zu meinem Ziel und durch mein Abenteuer gezogen zu haben, denn ganz sicher: hätte ich unterwegs dich nicht gehabt, wäre eine andere Zeit raus gekommen, wenn ich nicht sogar aufgegeben hätte.
Auch alle die mich in der Community und im Hangout immer wieder motivieren, aufmuntern und anfeuern; ihr seid mein Antrieb, dies zu schaffen und neue Ziele zu suchen.

Was bleibt ist eben der Verweis auf die Euphorie. Denn die hielt unvermindert an. Nach der ausgiebigen Dusche und endlich in frischen Klamotten, machten wir uns auf zum Siegeressen, was ich zwar abschließend bereute, da nicht so lecker wie erwartet, und immer wieder das Gespräch auf die erreichte Leistung, können wir beide dies kaum fassen.

Die Nacht verlief trotz der Erschöpfung recht schlaflos und hin und her wälzend, so dass ich froh war, als die Nacht zu ende war und wir nach einem leckerem und langen Frühstück Waren an der Müritz auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub verließen.

Die nächste Woche stand im Zeichen der Erholung in Fuhlendorf am Rande des Fischland Darß und sollte zudem Lauffrei sein. 
Aber wer mich kennt ...
Ich bin am Sonntag natürlich gelaufen, um die Beine aufzulockern und tat dies auch noch mal am Mittwoch und Donnerstag. Aber 21 km in Summe sind ja kaum der Rede wert :-)

So möchte ich mich mit einem traumhaften Sonnenuntergang aus unserem Urlaub bei euch für das Lesen meines Blog, eure vielen lieben netten Worte, eure Glückwünsche und Gratulationen bedanken.



Meine Ziele sind in soweit abgelaufen und der nächste Ultra in Remscheid im Oktober scheint in weiter Ferne. Vorher werden wir uns sehr zahlreich am Edersee zum Jahrhundertlauf treffen, worauf ich mir sehr freue.

In diesem Sinne verbleibe ich mit sportlichen Grüßen

Euer Gnü aus Zü

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