Sonntag, 22. Juni 2014

Lebe deinen Traum ...

aber träume nicht dein Leben, heißt es.

So oft fahre ich morgens auf der A44 in Richtung Dortmund und hinter mir, über Kassel, geht die Sonne auf. Der Nebel hängt im Habichtswald und nur der Hohe Dörnberg reckt seinen Gipfel raus. Gespenstig und doch anmutig zugleich.
Der kahle Berg mit seinen Wacholderheiden und Schluchten. So unnatürlich und nicht ins Bild passend. Und oft denke ich daran und träume davon, hier einmal zu laufen.

Am Donnerstag kam dann zum Glück Gevatter Zufall und beides spielt mir in die Hände und lässt mich meinen Traum leben ;-)
Mehr kommt weiter unten.

Wochenstart ist am Montag:
der beginnt mit Lauf- und Radfrei. Lauffrei wegen dem aufgeschlagenen Knie und Radfrei wegen des defekten Hinterrades. Das Neue soll aber am Mittwoch eintreffen. Also geht die Planung hin zum Mittwochstraining mit den Jungs vom SRC in Fritzlar. Vorfreude und so ...

Dienstag:
hatte das Knie schon nichts mehr zu melden und der Gnü schlüpfte in die  Laufklamotten.
Raus auf den Haustrail und hinter Heimarshausen in den Wald. Der Regen der letzten Tage und die aufkommende Sonne lässt den Wald duften und die Blaubeeren wachsen. Lecker! Müssen nur noch abgeholt werden :-)

Dienstags-Lauf
20 km in 5:23 min/km und den Salomon SpeedCross3, was schon fast meinem Ultra-Tempo nahe kommt. Oh man, das ist verdammt schnell :-( 

Der aufmerksame Leser wird eine Veränderung feststellen. Ich habe eine neue Auswertung bei Strava gefunden.
Da in der letzten Zeit bei Runtastic so einiges nicht mehr so läuft, wie ich das gern hatte, und sich Hersteller nicht mehr am Markt zu orientieren scheinen, sondern wild los programmieren oder Produkte auf den Markt werfen, die die Welt nicht haben wollte, muss man eben Konsequenzen ziehen.

Mittwoch:
Habe ich den bevorstehenden Feiertag im Büro genutzt, da die halbe Republik im Urlaub zu sein scheint :-(
Wie auf heißen Kohlen saß ich und wartete auf den Postboten, der meine neuen Laufräder liefern sollte ...
Nachdem mich der Mut schon fast verlassen hatte, klingelte es dann doch noch 15:30 Uhr an der Tür und ich konnte das Hinterrad noch montieren, die Kassette hatte ich zum Glück schon am Dienstag poliert und Mantel und Schlauch demontiert.

16:45 Uhr war das Rad wieder einsatzbereit und ich konnte mich umziehen, denn 18:00 Uhr wollte ich mal wieder zum Mittwochstraining mir dem SRC-Fritzlar. War ja schon eine Ewigkeit nicht mehr da, hat sich nie ergeben durch den Job und so ... Irgendwas ist ja immer :-)

17:15 Uhr machte ich mich auf den Weg über Hadamar, Werkel und Obervorschütz hatte ich noch Gelegenheit die Einstellungen der Schaltungen zu kontrollieren, ist ja blöd, wenn die Truppe sonst immer anhalten muss :-) Aber es kam ja noch viel beschissener, Entschuldigung!

18:00 Uhr waren Erwin, Wolfgang, Winni und Nina am Start und wir machten uns auf den Weg Günter noch einzusammeln.



Günter in die Mitte und ab, hieß die Tour heute Edersee.



In schneller Fahrt ging es raus aus Fritzlar in Richtung Rothelmshausen. Auf der Bundesstraße formierten wir uns in Reihe und mit 35 km/h ging es ordentlich zur Sache.
Wir bildeten ab Wega, meinem Unfallort vom Sonnabend, Formation 3 2er Gruppen und wechselten uns gut in der Führungsarbeit ab, sodass jeder mal in den Genuss des Gegenwindes kam :-(
Nur Nina verzichtete bei dem hohen Tempo gern, wie ich verstehen kann. Denn auch mir war es zu heftig und in Affoldern angekommen, haben sie und ich entschieden uns von der Truppe zu trennen und allein unser Ding zu fahren.
Alle gingen aber auf uns ein und wir wollten gemeinsam weiter in Richtung Sachsenhausen und von da in Richtung Fritzlar zurück. Soweit der Plan! Aber erstens kommt es anders und zweitens ...


Das letzte Bild entstand. Und gerade als ich die Kamera in die Tasche stecken wollte, komme ich ein bisschen von der Straße ab und auf die abgesenkten Bordsteine und ...
Klatsch! Lag der Gnü schon wieder auf der Nase.
Voll mit dem Kopf auf einen dicken Baumstamm der zum spannen der Auffangnetze hier liegt. Mit dem vollen Körpergewicht auf den Ellebogen und der lag schon in den Brombeeren. Autsch. Das tat echt weh und das Rad dann noch auf mich drauf.
Zum Glück konnten die Kollegen hinter mir ausweichen und es hat keinen von ihn in Mitleidenschaft gezogen. Kurzer Stopp, Klamotten richten, alles Heile und weiter ...

Aber nach 500 Meter musste ich erst mal raus. Ich sagte, sie sollten weiterfahren, ich drehe um, aber Wolfgang wollte mich nicht allein zurück lassen. Er meinte wenn was passiert, das könne er sich nicht verzeihen. Er lies sich aber auch nicht davon abringen und Nina schloss sich uns an und wir machten uns zu dritt auf den Heimweg.

Nina war ganz froh, gestand sie unterwegs, sie sei echt fertig. Es war schon sehr schnell.
Im lockeren Plauderton fuhren wir mit Rückenwind gen Wellen und kletterten den Anstieg nach Züschen rauf.
Mein Ellebogen tat verdammt weh. Ich bin voll mit dem vollen Körpergewicht drauf geknallt. Die Brombeeren hatte auch ihre Spuren hinterlassen. So ein Mist, verdammt. Ich glaube ich sollte das Radfahren wieder einstellen. 2. Sturz innerhalb von 4 Tagen sollte mir zu denken geben. Wolfgang beruhigte mich, sei ihm auch schon passiert :-)
Na das beruhigt ja echt ...


Zum Glück sah es schlimmer aus und die Klamotten und das Material sind unbeschadet durchgekommen :-)

Mittwochstraining
Na gut, Schwamm drüber und Hura; wir leben noch, gerufen.
Am Abend rief Günter noch an, um nach meinem Befinden zu fragen. Das ist ja nett. Ich sei ganz schön blass um die Nase gewesen, meinte er. Er hätte mich auch nicht alleine fahren lassen.
Also, noch mals vielen Dank an euch :-)

Donnerstag:
erst einmal nichts ...
Der Ellebogen tat doch ganz schön weh und irgendwie hatte ich auch keine echte Lust. Darf auch mal vorkommen.
Dafür waren mon Amour und ich Kinderlos und sind am Abend ins Parkhotel Bad Emstal zum Abendessen.
Hier fiel mir doch glatt ein Flyer über den Habichtswaldsteig in die Hand und schon war die Nacht gegessen :-(

Er spukte mir durch den Kopf und gegen 2:00 Uhr stand der Entschluss fest:
Freitag --> Habichtswaldsteig laufen!

Freitag:
Kinder unterwegs, mon Amour muss arbeiten und bei uns war der Server offline wegen Wartungsarbeiten, NRW und Hessen im Brückentag. Fein, fein.
Tee gekocht, Frühstück gemacht und nach dem gemeinsamen Frühstück machte ich mich auf den Weg nach Zierenberg, dem Startpunkt des Habichtswaldsteiges.
10:50 Uhr Ankunft, Trickrucksack auf den Buckel, Ärmlinge über die Ärmchen und ab mit dem Gnü auf ein neues Abenteuer, und das sollte es wirklich werden.

Der gesamte Weg hat eine Länge von 85 km ohne Extrarunden. Von Zierenberg über den Herkules nach Schauenburg, Naumburg, weiter über Netzte bis nach Waldeck bis an die Staumauer.
Mein Ziel war erst einmal Naumburg und dann den Steig verlassen und die Straße über Altendorf nach Züschen. Wäre ca. 55-60 km.
Aber da hat der Gnü die Rechnung ohne dem Höhenprofil gemacht und um ehrlich zu sein, zu wenig lange Läufe seit dem Kellerwald-run mit Michael, Andreas und Jana am 18.05.2014. Die Rechnung bekam ich bei km 40 :-(

Aber Starten wir erst einmal am Freibad in Zierenberg. Die Route konnte ich von der Homepage runterladen und hatte sie ins Locus reingeladen, sodass ich auf eine Karte verzichten konnte.
Gleich am Start fehlte allerdings ein Hinweisschild und ich konnte zum Glück jemanden fragen. Links an der Schule vorbei und durch dem Park. OK. Wenn man es weiß ...

Park Zierenberg
Nachdem ich dann man die Wegweiser verstanden hatte,war es auch einfach :-)

immer dem Zeichen nach
Als erster Etappenort wurde der Schreckenbergtum ausgewiesen.
Bis dahin gab es traumhafte Singletrails die sich immer wieder in 180°-Schleifen durch die "blauen Steine" zogen.



Blick über Zierenberg
Wenn der Peter schon mal unterwegs ist ...
Nehmen wir den Turm doch glatt mit :-)

Schreckbergstum


Von hier ober eine herrliche Sicht ins Land und auch zur Eingangs erwähnten A44 zu Fuße der Hügel gegenüber.

Wieder runter über eine verdammt schmale Wendeltreppe und natürlich mit Kopfstoßen :-(


Und weiter geht es über schmale Pfade. Ich hatte zwar wohl Steig im Hinterkopf, aber es blieb in der Summe bei 80% Singletrail. Ein Traum, das muss ich ja mal sagen.




So langsam kam ich dem Dörnberg näher und der Wald machte Platz für die Wacholderheide, die mich schon so lang zu rufen schien.




Ich fragte mich so oft, auf dem Weg: "Warum in die Ferne schweifen? Das schöne liegt so nah!"
Wirklich: ich bin zwar noch nie in Österreich gewesen, auch das alpine Hochgebirge ist mir fremd, aber hier ist es so schön. Ich bin in 30 km da, kann laufen, muss nicht übernachten, und finde jeden Tag was Neues.

Nach weiteren 3 km kamen die Helfensteine in Sicht.
Eine bizarre Felsformation, nicht in die Landschaft passend, so rief doch auch sie wieder: komm hoch! Und ich bin hoch.
Bis hierher hatte ich bereits 1:00 h für die 8 km benötigt. Autsch. Das bringt meinen Zeitplan aber durcheinander. Macht nichts. Der Aufstieg hat sich gelohnt.





Wieder runter und über den Flugplatz weiter in Richtung Kassel.
Ich konnte es aber auch nicht lassen. Die Landschaft um mich herum forderte es fast: Foto, Foto, Foto!

Der Blick auf die Uhr holte mich auf den Boden der Tatsache zurück, das mein Ziel 16:00 Uhr zu Hause zu sein, so nicht mehr zu schaffen war. Aber eigentlich ...

Weiter ging der Weg. Gut beschildert folgte ich den Hinweisen Edersee/Kassel, nichts ahnend das er mich zum Herkules hinaufführen würde.
Zuerst kam aber ein sehr schöne Trail den Berg abwärts. Durch herabgefallenes Laub hatte sich ein wunderbar weicher Teppich gebildet, der auf natürliche Art die Schritte dämpfte.
Im Tal angekommen, kam ich das erste Mal auf Asphalt. In Summe bestand der Weg aus <90% Waldboden oder Feldwegen. Das sollte man bei der Wahl der Schuhe beachten und so hatte ich mit den Brooks Pure Grit2 genau ins Schwarze getroffen. Auch die Einlagen störten mich nicht, und die Zehen hatte ich wohlweislich wieder einzeln verpackt :-) Danke noch Mal an Margitta, für den Tipp.

Vorbei an Feldern ging es wieder einmal seicht aber stetig bergauf. Über dem Tal begleitete mich ein Habicht, was auch sonst, und hinter der nächsten Kurve sah ich gerade noch ein Reh ins Feld flüchten. Nordhessen hat aber auch echt was zu bieten, in der Tierwelt. Die Kinderstuben erwachen und kaum ein Lauf vergeht, wo man sie nicht sehen kann. Vorausgesetzt man hält die Augen offen!
Ich erinnere an die Füchse, das Rehkitz, nur wenige Tage danach und vergangenen Sonntag sah ich beim Laufen eine Waschbärenfamilie in Dorla die Straße kreuzen.

Ich kam Kassel immer näher und es begegneten mir tatsächlich auch Menschen :-)
Ich finde es ja immer mal schön, wenn man so unbedarft und auf Abenteuerbasis loslegt. Hin und wieder schaute ich doch auf dem Handy nach, ob ich noch auf der richtigen Fährte bin, denn der Habichtswaldsteig hat sehr viele Extratouren zu bieten und die wollte ich heute nicht mitnehmen.
Außerdem hatte ich bisher die meisten meiner Tracks mit dem Rad erkundet und war da einigermaßen sicher. Nur heute ...
In der Gegend bin ich noch nie gewesen. Ich kenne mich bis Ehlen aus, auch Zierenberg habe ich mit Kai schon durchquert. Das eigentliche Jagtrevier liegt aber am Edersee oder von Ehlen aus hoch zum Herkules.

Als nächstes Etappenziel stand der Silbersee auf den Wegweisern.


Silbersee

Basaltsteine
Natürlich musste der Gnü auch hier noch mal hoch, auch wenn es schon schwerer fiel, als vor einer Stunde :-(

Von hier aus ging es weiter an einem Steinbruch entlang in Richtung Herkules.
Es überkam mich eine Mischung aus Demut und Glücksgefühl, denn den Herkules zu erlaufen, das hatte ich mir noch nie vorgenommen und für heute eigentlich auch nicht geplant.
Über eine Heidelandschaft mit Wildgatter und Drehkreuzen kam ich dem Wächter über Kassel immer näher.


gleich

noch ein Stück
Und dann war auch dieses Ziel erreicht: Ich stand am Fuße des Oktagons und blickte auf die Wilhelmshöher Allee runter. Ergreifendes Gefühl :-)
Ich drückte die Pausentaste und nutzte den Windschatten zur Stärkung mit Banane, Gel und Käsetoast.


oberhalb Kassels
Es waren bis hier nur 18 km. Dafür hatte ich aber bereits 2:30 h benötigt und hatte schon ordentlich Höhenmeter gesammelt.

Nun hieß es Abstieg durch das Firnsbachtal. Leute! Kann man die Strecke eigentlich mit noch mehr Superlativen beschreiben? Es ist unglaublich. Ich fühle mich in die Berge, weit weg einer Großstadt, versetzt. Fast einer Klamm gleichkommend geht es in Richtung Schauenburg.


Firnsbachtal

Firnsbachtal
Am Ende des Tals hat es mich dann erwischt. Ich war so im Fluss, das ich ein Hinweisschild übersah und 350 Meter wieder bergauf zurück laufen musste. Uff.

In Schauenburg kam ich mal wieder in bekannteres Gelände. Hier bin ich schon mal mit dem Rennrad hoch. Noch mit meinem alten Stahlesel, aber hoch. Ich glaube die Steigung hat so an die 15-18%.

Drüber, über die Straße und nach 2 km wieder auf Wanderwegen angekommen. So langsam fing es an, das ich die Minimal-Schuhe spürte. Aber weiter.

Wieder bergauf, auf den nächsten Aussichtspunkt. Blick ins Land.
Auf 500 m üNN konnte man in Südöstlicher Richtung bereits das Volkswagenwerk Baunatal ausmachen und in westlicher Richtung mein "noch" Ziel Ippinghausen, die Weidelsburg. Aber es sollte anders kommen.


Baunatal Hertingshausen
Ich lief mal wieder bergab. Ich muss gestehen, so langsam verließ mich die Motivation. Der Weg hatte inzwischen doch mehr abverlangt, als ich eingestehen wollte.

Hinter Schauenburg wollte ich meinen Augen kaum trauen; Kamele :-)


im falschen Film :-)
Weiter!
Einer unsere Edersee-runner war in der Kindheit immer in Sand und hatte mich schon zu einem gemeinsamen Lauf eingeladen, der leider abgesagt werden musste. Er fragte auch nach Burg Falkenstein, die ich nicht kannte. Doch auf einmal hatte ich auch die noch erlaufen.



Der gesamte Habichtswaldsteig ist an verschiedenen Stellen mit Hinweisen und Informationstafeln bestückt, so das man auf solchen Touren sogar noch was lernen kann :-)

Immer wieder kamen Schilder: Emstal-Sand 3 km und Niedenstein 4,5 km. Am nächsten Schild war der Hinweis in entgegengesetzten Entfernungen. Bin ich doof? Das ist deprimierend! Ich musste mir das erste Mal eingestehen, keine Lust mehr zu haben.
Bei km 35 kam ich an eine Bank mit Blick auf Niedenstein.


Niedenstein
Ich setzte den Trinkrucksack ab, machte mich auf der Bank lang und legte die Füße hoch. Ach, tat das gut.

Dumm nur, das hier Regen aufzog und ich die Windjacke überziehen musste. Und die Laune wurde zusehens schlechter :-(
Ich kam ans Limit. Mit Gel und Traubenzucker und immer wieder kleinen Schlücken aus der Trinkblase versuchte ich mich mit Fencheltee zu motivieren. Aber ehrlich? Ich wollte das nicht mehr trinken!
Ich hatte Heißhunger auf was salziges und eine eiskalte Cola oder einen Energydrink!

Schluss, Ende, vorbei. Das wars. Was nun? Der Blick auf die Uhr sagte mir 16:10 Uhr. Bis Niedenstein 5 km. Bis Emstal-Sand 3. Gudensberg 14 von da mit Abkürzung aber noch 12 bis Züschen. Den Weg über Ippinghausen wollte ich mir nicht mal mehr vorstellen. Alle Wege hießen Ankunft nicht mehr vor 18:00 Uhr und noch 3 h? Keine Chance. Nee Gnü. Das ist nicht mehr drin :-(

Also! Entschluss gefasst und Glück gehabt. Unsere Tochter ist bei ihrem Freund in Sand und sollte 17:00 Uhr Heim gefahren werden. Anruf, Eingeständnis, Mitfahrgelegenheit :-) Jupp. Das war das Ende einer so stark begonnenen Tour. Aber das Ding hole ich mir noch. Versprochen!

Auf dem Weg zur Kirche in Sand kam ich noch an einem Supermarkt vorbei den ich erst einmal überfiel und meinem Heißhunger nachgab: Cola und Energydrink!

16:30 Uhr kam ich bei Töchterchen an und wir wurden heimgefahren. Danke!

Gepflegte Dusche, Klamotten waschen und nach einem Kaffee sah die Welt doch schon wieder ganz anders aus. Geärgert habe ich mich trotzdem :-(

In Summe sind es fast 100 Bilder geworden. Ihr findet sie unter diesem Link.

Die Tour hatte dann trotzdem passable 40 km mit ca. 1400 pos. hm. Und zu meiner Entlastung: der erste lange Lauf seit 18.05.


Habichtswaldsteig
Sonnabend:
Nichts! Einfach mal nichts :-)
Also mal keinen Sport. Dafür nach Kassel neue Laufschuhe für den Müritz-Lauf besorgen und mon Amour von Arbeit abholen.



Na mal sehen, was der Mizuno Connect taugt. Die Beratung im Laufladen war auf jeden Fall wieder spitze und die Tochter hat ganz brav den Schuhwahn ertragen :-)
Läufer und Schuhe sind aber auch echt ne Nummer ...

Sonntag:
stand der 12. Lauf der Nordhessencup-Serie in Obervorschütz auf dem Plan. Es gilt keinen mehr zu verpassen, wenn ich in die Wertung kommen möchte.
Nach 4 Läufen liege ich bereits in der Top20 und erwarte natürlich noch ein bisschen mehr ...

7:00 Uhr Weckerklingeln und raus aus den Federn. Schlecht geschlafen habe ich eh schon, also warum noch länger liegen bleiben?
Kaffee gekocht, Müsli hatte ich bereits am Abend vorbereitet (war inzwischen zu einem dicken Klumpen verkommen) und Smoothie standen auf dem Speiseplan. Irgendwie nicht gut. Das Müsli lag wie ein Klops im Magen und der rumorte ganz schön verdächtig :-(

Aber auch das habe ich vor Abfahrt erledigt und konnte einigermaßen beruhigt die 15 km Anfahrt antreten. Ich überlegte, ob ich die nicht mit dem Rennrad fahren sollte, entschied mich dann aber doch für das Auto, was sich als gute Entscheidung heraus stellen sollte.

Ankunft 8:40 Uhr am Sportplatz, dem neuen Start und Ziel. Startnummer gelöst und eingelaufen. Meldet sich der Darm doch noch mal. Mist. Zurück, Toilette suchen. Man, manche machen da aber auch ne Sitzung draus und lassen sich alle Zeit der Welt. Trippeln, hin und her und irgendwann wars frei :-)

9:20 Uhr langsames einfinden am Start, denn die 5 und 10 km-Läufer starten gemeinsam, es wird also voll.
Wie immer Lage sondiert, bekannte Gesichter ausgemacht und Punkt 9:30 Uhr fiel der Startschuss.

In 1,5 km sollten sich die 5er und 10er trennen. Das hieß also mal nicht überpacen und sein Tempo finden. Dumm nur, wenn sich wie immer, alle in die erste Reihe stellen :-(
Kennt man ja nun schon zur Genüge, es wird aber nicht besser. Also die ersten 1,5 km durchschlagen und einige überholen. "Achtung! Links vorbei" hieß das Kommando des Gnü aus Zü.
Das gelang auch ganz gut und die Pace bei km 1 zeigte 4:31 und bei km 2 4:42 min/km. Prima, denn das wird der erste Lauf auf relativ ebener Strecke sein.

Der Splitt der 5er und 10er funktionierte bestens und ich stellte fest, das heute nicht all zu viele vor mir sind! Bis jetzt also OK.


Es ging hinauf ins "Oberstes Holz" ein Waldstück zuwischen Obervorschütz und Cappel. Auch das kenne ich vom Radfahren. Mit Kai sind wir das Eine oder Andere Mal hier durch. Parallel zum Hinweg verläuft der Ars Natura, einem Kunstwanderweg mit inzwischen 700 km Länge.
Der Wald wird auch gern von Spaziergängern und Hundebesitzern genutzt, nur zu so früher Stunde waren wir Verrückten relativ allein im Wald :-)

Die Strecke verlief bis km 4 im Wald und kam dann auf einen Feldweg. Als Schuh hatte ich mich für heute für den Brooks Pure Drift2 entscheiden. Eine extrem flache Flunder und der perfekte Schuh um schnell zu sein.
Mit dem orthopädischen Einlagen kam der ansonst nur 160 g wiegende Schuh auf knapp 200 g. Wie eine 2. Haut hast du eher das Gefühl von einem Nichts am Fuß und die Sprengung von <4 mm zwingt dich förmlich zum Vorderfußlaufen.



Bis km 5,8 blieben wir auf dem Feldweg und uns blies ein leichter Wind entgegen. Hier erfolgte die Wende und so hatte ich die Chance die Läufer vor mir zu zählen. Juhu. Das waren nicht viele. Vielleicht 8-10. Das ist Spitzte.

Um die Pylone und wieder zurück. Mit Wind im Rücken gelang es mir schon mal 2 Läufer einzusammeln bevor wir in den Wald kamen. Einen kannte ich. Er hatte mich letzte Woche und auch schon in Melsungen stehen lassen. Heute also Revanche.

Wieder in den Wald. Die Getränkestationen lies ich aus und versuchte die sehr hohe Schrittfrequenz zu halten.

Viele Läufer, die ich sehe und auch überholte, machen ewig lange Schritte. Das gesamte Körpergewicht knallt auf die Gelenke und die Bandscheiben. Ich versuche immer mit kleinen kurzen Schritten zu laufen. Die Unterarme im Winkel <45° und getreu dem Motto: Am Daumenlutschen können, dann ist es richtig :-)

Die Frequenz liegt im Training meist bei 83-85 Schritte/min. Heute lag sie bei 93 im Mittel und 103 in der Spitze. Super!

Bei km 7,5 etwa verließen wir den Wald und kamen auf Asphalt. Die letzten km hieß es Gas geben, und einsammeln was geht, denn es geht nur bergab. Und ich lies es richtig laufen.  Der Zwischenstand meldete ein Pace von 4:14 bis 4:24 min/km und hier konnte ich die Zielzeit noch mal deutlich nach unten bringen.

Einen holte ich relativ einfach. Der 2. war hartnäckiger :-(
Der lies mich nicht vorbei. Der hatte einen straken Willen und blieb immer wieder dran. Ich erhöhte das Tempo, um vorbei zu kommen, er mit. Ich lies etwas nach, er auch. Man, das ist Taktik!

Irgendwann quetschte ich ein "Du gibst auch nicht nach?!" zwischen den Atemzügen heraus und er antwortete "Nee." Das aber war glaube ich sein Fehler. Denn er kam aus dem Takt. km 9 hatten wir bereits passiert und eine letzte Rechtskurve auf Asphalt. Er lief rechts hinter mir und zog nicht an. Der Asphaltweg ging rechts ab, auf das letzte Stück Schotter um nach 200 Meter in Gras überzugehen. Ich deutete ihm an, das es rechts abgeht. Ein "Ja" kam zurück, und wir flogen schier um die Kurve auf den Schotter.
Am Abzweig aufs Gras sah ich eine 5 km-Läuferin sich so dahin schleppen. Sie zwischen uns bringen war das Motto.
Ich zog an und bog vor ihm auf das Gras nach links ab. Zum Glück hatte es nicht geregnet und die Nacht hatte keinen Tau fallen lassen. So konnte ich mit den Flundern die letzten 50 Meter bis zum Sportplatz das Tempo halten und der Läuferin nur noch ein "Achtung!" in den Nacken pressen.

Am Eingang zum Sportplatz nutzte ich einen Pfosten, um mich galant daran um die Kurve zu schwingen und ging in die Endbeschleunigung.

Zielspurt, blick nach hinten, keiner da, Ziellinie und Taste gedrückt.

42:42!

Sauber. Startnummer 609 kam ca. 10 sek hinter mir und wir beglückwünschten uns zu dem phantastischen 2-Kampf. Super gemacht, Danke für ziehen in beide Richtungen.

Das ist das Schöne an den Volksläufen. Das ist zwar ein Wettkampf, aber ich hatte noch nie den Eindruck, das einer einem den Sieg über das Duell nicht gönnt.
So früh am Morgen hatte ich weder Hunger auf ne Bratwurst, noch auf ein Weizen, sondern wollte einfach nur noch sitzen.
Erschöpft, aber seeeehhhr zufrieden, trabte ich an der Sportplatzrand, dehnte die Muskulatur ordentlich aus und machte mich auf den Heimweg.

Der Rest des Tages wurde mit Drive-Office (Auto) saugen und Scheibenputzen verbracht und mir der Berichterstattung via Blog, den ihr gerade lest :-)

Der Wettkampf vom Sonntag:


12. Lauf Nordhessencup Obervorschütz
Und weil mir ja 10 km für einen Sonntag zu wenig sind ...

Gab es zum Wochenabschluss noch eine schnelle knackige Rennradrunde und die auch noch Unfallfrei :-)


Mal eben schnell noch fast 40 km in 1:30 h absolviert und nun am Ende :-)

Wochenübersicht
Eine sehr ereignisreiche Woche liegt hinter mir und zeigt: es gibt einig es zu tun, um die 75 km am Müritzsee zu erlaufen. 


Der Countdown läuft und der Gnü aus Zü auch wieder am Dienstag (oder Montag ...)

Ich danke allen fürs Lesen und verbleibe mit sportlichen Grüßen in die Weiten der Republik und immer schön in Bewegung bleiben, denn:

Wer sich bewegt, bewegt was!

Euer Gnü aus Zü

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